Ein Gründerzeitbezirk vor seiner Sanierung und dem Beginn der Gentrifikation: Panorama mit ehemaliger Brauerei Bötzow und Segenskirche 1993. Bild auf Startseite: Stargarder Straße / Lychener Straße 1992.  © Robert Conrad
Ein Gründerzeitbezirk vor seiner Sanierung und dem Beginn der Gentrifikation: Panorama mit ehemaliger Brauerei Bötzow und Segenskirche 1993. Bild auf Startseite: Stargarder Straße / Lychener Straße 1992. © Robert Conrad

Wie bald ist Jetzt

Robert Conrad. Fotografieren, sammeln, erinnern

 

Eröffnung: Freitag, 4. September 2015, 20 Uhr

Ausstellung: 5. September - 4. Oktober 2015, Sa + So 14-17 Uhr

Galerie Kurt im Hirsch, Kastanienallee 12, 10435 Berlin

 

kuratiert von Lena Fließbach und Mirjam C. Wendt

 

Der Fotograf Robert Conrad war verzweifelt. Stadt- und Baustrukturen der DDR wurden erst dem Verfall und dann dem Abriss freigegeben. Fachwerkhäuser, Plätze und ganze Straßenzüge wurden durch Plattenbauten und Schnellstraßen ersetzt. Conrad wollte die Erinnerung bewahren, wenigstens fotografisch. Nicht allein die architektonischen Erinnerungen, sondern vor allem die an das Leben in den Häusern, den Geschichten darin. An die persönlichen Momente wie auch an die politischen und sozialen Umstände. Er dokumentierte heimlich das Verschwinden der historischen Bausubstanz, vor allem in seinem Herkunftsort Greifswald wie auch in seiner Wahlheimat Berlin. Dort fotografierte er zunächst in den Jahren 1989/90 die Bauten und Sperranlagen der Berliner Mauer. Sein Kiez war und ist der Prenzlauer Berg. Viel hat sich verändert. Kurt im Hirsch zeigt seine Schwarzweiß- und Farbaufnahmen vom Prenzlauer Berg der 80er und 90er Jahre. Robert Conrads Fotografien machen es möglich, die Hirschhöfe und sein Prenzlauer Berger Umfeld zu dieser Zeit zu erfassen.

 

Robert Conrad wurde ein Jahr nach dem Mauerbau in der DDR geboren. Die innerdeutsche Grenze prägte sein Leben bis zum 27. Lebensjahr. Aufgrund seiner fotografischen Aktivität und seinem Leben in besetzten Häusern wurde er von der Stasi observiert, sie gab ihm den Namen "Sammler". Paradoxerweise beschreibt dieser Name bis heute sein Anliegen, historische Spuren und Zeugnisse zu sammeln und zu bewahren. Aufgrund seiner Arbeit als Dokumentarfotograf blieb ihm ein Hochschulstudium verwehrt. Er jobbte als Heizer, Bibliotheksgehilfe, Postbote und auf dem Bau. Nach der Wende studierte er Kunstgeschichte und Architektur in Berlin. Heute ist Robert Conrad bekannter Architekturfotograf und Bauhistoriker und hält Gebäude in Kaliningrad, Casablanca oder Berlin vor ihrem Abriss, Umbau, Verfall oder Sanierung fotografisch fest. Er arbeitet für Landesdenkmalämter, Architekturbüros, Buchverlage und Museen. Seine Arbeiten wurden u. a. im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt a. M., im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, im Deutschen Historischen Museum und im Museum der bildenden Künste Leipzig ausgestellt.

 

Ermöglicht dank der Förderung: